„Ich wollt, ich wär ein Huhn“
29. Januar bis 29. März 2012
Tierisch geht es in der ersten Ausstellung des Jahres zu:
Mit „Hahn und Huhn“ widmet sie sich einem der ältesten Haustiere, wobei neben der kulturgeschichtlichen Bedeutung auch der philosophischen Frage schlechthin nachgegangen wird: Was war zuerst, Huhn oder Ei? Sicher wurde über dieses Problem schon so manches Hühnchen gerupft, bis man immerhin zur Einsicht kam, dass aus ungelegten Eiern nichts schlüpfen kann. Aber ein blindes Huhn findet eben auch mal ein Korn.
Ursprünglich stammt Gallus gallus, auch Rotes Dschungelhuhn genannt, aus Südostasien. Die Vögel gehören der Familie der Fasanenartigen an, die zwar ein wenig fliegen können, aber bessere Läufer sind. Und das sogar ziemlich flink. In den vergangenen 200 Jahren hat man etwa 150 Rassen gezüchtet, darunter das weiße Leghornhuhn, das, wie Name sagt, besonders viele Eier legt. Bei Brathähnchen kommt meist das Brahmahuhn auf den Grill. Alleine in Deutschland werden jährlich fast eine Milliarde Tiere mit Flügeln, also auch Puten, Gänse und andere, verzehrt.
Als Nahrungsmittel geschätzt, als Fruchtbarkeitssymbol verehrt, hatten Huhn und Hahn für den Menschen schon immer eine große Bedeutung, freilich dauerte es, ehe das Gefieder im hiesigen Kulturkreis auftauchte (für Deutschland gibt es die ersten Hinweise für die Zeit ab 600 v. Chr.). Entsprechend spärlich sind auch Nennungen im Alten Testament. Im Buch Hiob steht der Hahn als Sinnbild
für die Einsicht, hingegen im Buch der Sprüche für den Stolz. Und sagte Christus Petrus nicht voraus, dass
er ihn dreimal verraten habe, noch ehe der Hahn kräht?
Wie der Hahn schließlich vom Misthaufen auf die höchsten Kirchtürme kam, ist eine von vielen Fragen, denen die kurzweilige Ausstellung nachgeht, die sicher nicht nur für den aufschlussreich ist, der laut chinesischem Horoskop im Jahr des Hahns geboren wurde. Kern der Schau bildet die im Ostereimuseum Sonnenbühl aufgegangene Privatsammlung von Erika Buck mit mehr als 400 Exponaten rund um das Geflügel. Auch sammelt die Friedrichs-dorferin Elfriede Gaa Hähne. Hinzu kommen einige institutionelle Leihgeber, wie etwa die Gießener Geflügelklinik und der Geflügelwirtschaftsverband.
„Es waren einmal zwei Brüder“
22. April bis 28. Juni 2012
Am 20. Dezember 1812 erschienen erstmals die „Kinder- und Hausmärchen" der Brüder Jacob und Wilhelm Grimm. Das 200-jährige Jubiläum der unterdessen als UNESCO-Weltdokumentenerbe anerkannten Märchenbücher gibt Anlass, zwei außer-gewöhnliche Privat-sammlungen zu präsentieren.
Ursula Kress hat in vielen Jahrzehnten vor allem reich illustrierte Ausgaben zusammengetragen, darunter auch mehrere mit den Zeichnungen Otto Ubbelohdes aus dem frühen 20. Jahrhundert. Seine oberhessischen Motive haben wesentlich die Vorstellung geprägt, die Grimmschen Märchen seien in Hessen angesiedelt.
Noch breiter ist der Sammlungsschwerpunkt des ehemaligen Bibliothekars Harro Kieser angelegt. Er zeigt weltweit erworbene bibliophile Raritäten, insbesondere kostbare Erstausgaben. Ein Begleitprogramm mit Lesungen und Schreibwerkstatt ergänzt die Sonderausstellung. Und da darf auch Seulbergs Museumskobold Sulinchen nicht fehlen. Was anderen Märchen sind, ist ihm Wirklichkeit, wie Kinder bei besonderen Veranstaltungen erleben werden. Teile der Sonderausstellung wird das „Haus der Romantik“ in Marburg übernehmen.
Führung mit Dr. Erika Dittrich
Mittwoch, 9. Mai, 18 Uhr
Hugenotten eine neue Heimat - 325 Jahre Friedrichsdorf
12. August bis 20. Dezember 2012
Als der französische König Ludwig XIV. im Oktober 1685 das Toleranzedikt von Fontainebleau aufhob, verließen etwa 200 000 Protestanten (Hugenotten) Frankreich.
Wie viele andere evangelische Fürsten in Deutschland richtete darauf (1687) auch Landgraf Friedrich II. von Hessen-Homburg ein Einladungsschreiben an die Flüchtlinge, worin er ihnen zahlreiche „Privilegien“ zusicherte. Neben wirtschaftlichen Vergünstigungen wurde die Wahrung kultureller Eigenheiten, insbesondere von Sprache und Religion, versprochen.
Für die „Exulanten“ gründete der Landgraf eigens Siedlungen, in Homburg selbst, bei Dornholzhausen und nicht weit entfernt in dem bald nahm ihm benannten Friedrichsdorf. Die Ankunft von 30 französischen Familien vor 325 Jahren gilt als Gründungsdatum der colonie française. Doch schon bald – 1771 – erhielt der dank des Fleißes der Hugenotten und ihrer speziellen Kenntnisse in Handel und Handwerk blühende Ort die Stadtrechte. Eine Sonderausstellung zum „runden“ Gründungsjubiläum im Seulberger Heimatmuseum würdigt die Entwicklung Friedrichsdorfs von den bescheidenen Anfängen zur 25 000-Einwohner-Gemeinde.
Exodus und Asyl bilden den ersten Themenkomplex. Woher kamen die hugenottischen Familien Privat, Roux, Dufour, Garnier oder Achard? Was war das Besondere ihres Glaubens, dass sie die Strapazen einer langen Flucht auf sich nahmen? Wie reagierten die umliegenden Dörfer, als sich die Fremden, ausgestattet mit besonderen Vorrechten, hier niederließen? Wovon lebten sie? Und was ist ihr Anteil am weiteren Aufstieg Friedrichsdorfs zu einem Zentrum der Textil- und Backwarenherstellung.
Ergänzt wird die Sonderausstellung zum 325. Gründungsjubiläum mit einer Schau im Friedrichsdorfer Rathaus: „Die Hugenotten-straße im Wandel". Das aus dem Stadtarchiv und dem Philipp-Reis-Haus zusammen-gestellte historische Karten- und Fotomaterial dokumentiert, wie sich die Straße, an der die ersten Häuschen der Hugenotten standen, zur zentralen Achse der Stadt entwickelte.
Eröffnung der Ausstellung „Die Hugenottenstraße im Wandel“ am 20. Oktober, 18 Uhr
Führung durch die Ausstellung mit Dr. Erika Dittrich,
12. September, 10. Oktober, 14. November, 12. Dezember
jeweils 18 Uhr
Kostenbeitrag: 3 Euro